Dokumentation – 30 min., D 2009
Film von Peter Mezger und Natalie Durst
Dokumentation zum iranischen Atomprogramm, in der zwar der angeblich rein zivile Charakter angezweifelt, die Motivlage des Regimes aber nicht genauer untersucht wird. Der aggressive Antisemitismus, die Vernichtungsdrohungen gegenüber Israel und das Appeasement des Westens bleiben vollkommen ausgespart. Aber selbst ein nur in seiner Anlage kritischer TV-Beitrag wie dieser scheint 2015, dem Jahr des sogenannten Atom-Deal, nicht mehr denkbar. Die Charme-Offensive des iranischen Präsidenten Rohani, (der im Film noch als Verhandlungsführer auftritt), scheint alle moralischen Bedenken beiseite gedrängt zu haben. Letztendlich aber bedeutet die Rückkehr des islamistischen Mörder-Regimes in die Weltgemeinschaft vor allem eine klassische Win-Win-Situation, heißt: ein großes Geschäft. Und dabei wollen nach dem Fall der Sanktionen anscheinend auch oder gerade die Deutschen nicht zu spät gekommen sein.
Passend zum Schwerpunkt der Jungle World (Nr.26/2015) ein Clip des World Jewish Congress, in dem es um das Verhältnis zwischen Israel und den Vereinten Nationen, und der mittlerweile dritten Ausgabe der berüchtigten Durban-Konferenz im September diesen Jahres in NYC geht.
Dokumentation – 566 min., F 1985 (dt.UT)
Ein Film von Claude Lanzmann
Die wohl eindrücklichste Dokumentation über die Vernichtung des europäischen Judentums durch die Deutschen. Lanzmann und sein Team suchen die Orte der Vernichtung auf und interviewen vor allem die Überlebenden, aber auch Zeugen und Täter. Dabei wird auf hastige Schnittfolgen, Off-Kommentare und Musik ebenso verzichtet wie auf den Einsatz von historischem Bildmaterial. Sowohl die „Überlänge“ als auch der Inhalt sorgten nicht nur in deutschen Sendeanstalten für programmpolitische Diskussionen: wegen des kompromittierenden Dokumentierens des polnischen Antisemitismus setzte die damalige polnische Regierung harte Verbots- und Zensurmaßnahmen durch. Die Rolle des Einleitenden übernimmt an dieser Stelle Christoph Hesse mit seinem kurzen Vortrag »Einen ewigen Namen will ich ihnen geben…« Claude Lanzmanns Film ‚Shoah‘.
Spielfilm – 91 min., USA 1946
Buch/Regie: George Trivas, John Huston/Orson Welles
Nachkriegsfilm über das Abtauchen und die Entlarvung eines deutschen Nazi-Kriegsverbrechers in einer US-amerikanischen Kleinstadt. Die Überführung des Verdächtigen anhand seines Antisemitismus (immerhin!) stellt dabei den eigentlichen Höhepunkt des Films dar. Filmhistorisch interessant ist der Streifen nicht nur, weil erstmals authentische Aufnahmen aus Konzentrationslagern in einem Spielfilm gezeigt wurden, sondern weil er damit auch als frühes Beispiel für die kulturindustrielle Vereinnahmung der Shoah gelten könnte. Hier zugunsten einer spannungsgeladenen Kriminalgeschichte. Noch dazu fuhr der Regisseur Orson Welles mit diesem Film seinen größten kommerziellen Erfolg ein.
Fernsehfilm – 57 min., A 1961
Film von Karl Merz und Helmut Qualtinger
Kabarettistische Darstellung eines österreichischen Kleinbürgers nach dem Krieg. Der knapp einstündige Monolog demaskiert das „unpolitische“ Mitläufertum im Nationalsozialismus als Mittäterschaft sowie das Opfertum der Österreicher als postnazistische Selbstgefälligkeit. Als passende musikalische Begleitung empfehlen wir Georg Kreisler’s Weg zur Arbeit. Für einen schnellen Überblick zur „Aufarbeitung der Vergangenheit“ in Österreich bietet sich weiterhin ein Vortrag von Walter Manoschek an.