Stummfilm – 95 min., D 1922
Ein Film von Carl Theodor Dreyer
Wer verschiedene Versionen von Sergei M. Eisensteins Revolutionsklassiker „Panzerkreuzer Potemkin“ (1925) kennt, dem dürfte vielleicht die seltsame Leerstelle im 3. Akt aufgefallen sein, die die sowjetische Zensur in einer späteren Fassung des Films hinterlassen hat: Eisensteins Anspielung auf den Antisemitismus und die Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung um das Revolutionsjahr 1905. Der 1922 in Berlin entstandene Stummfilm „Die Gezeichneten“ greift dagegen das Thema ganz unmittelbar auf: In Abwehr der revolutionären Erhebungen steigerte das zaristische Regime Nikolaus II. mittels seines Geheimdienstes Ochrana den traditionellen Judenhass der kaisertreuen, christlich-orthodoxen Mehrheit zum tausendfachen Judenmord. Wie in der Schlusssequenz mit der Rettung der Hauptfigur Hanne-Liebe dargestellt, entflohen in der Folge russische Juden massenhaft dem Terror im sogenannten Ansiedlungsrayon. Sie emigrierten meist in westliche Staaten oder als Olim in die osmanische Provinz Palästina. Ob der Film zeitnah in sowjetischen Kinos gezeigt wurde, ist uns nicht bekannt – die russischsprachige Fassung allerdings wurde erst 1960 in sowjetischen Archiven unter dem treffenden Titel „Погром“ wiederentdeckt. Im Jahr 2006 wurden „Die Gezeichneten“ vom Dänischen Filminstitut rekonstruiert. Weitere Informationen anlässlich der TV-Erstausstrahung 2009 gibt es hier zu lesen.

Mit Gruß an den Zaren und dem Segen der Kirche geht der Mob
zum Pogrom über | © Primus Film GmbH
Antisemitismus Filmgeschichte Kirchenpolitik Revolution Russland Sowjetunion Stummfilm
Dokumentation – 44 min., D 2008
Ein Film von Jürgen Bevers und Bernhard Pfletschinger
Ein deutsche Karriere: Hans Maria Globke – Katholik, Kommentator der Nürnberger Rassegesetze, die „graue Eminenz“ Adenauers. Margarete Mitscherlich charaktisiert ihn im Film (und in dem zusammen mit ihrem Ehemann verfassten Buch „Die Unfähigkeit zu trauern“ [1967]) als „ein[en] für jedes System taugliche[n] Mensch[en].“ Man muss hier hinzufügen: Solange es nur gegen den gottlosen Kommunismus (oder: „Jüdischen Bolschewismus“) ging. Der Film thematisiert dann auch die Verquickung von Antikommunismus, Antisemitismus und Katholizismus, die den nahtlosen Übergang vieler Nazis in die junge Bundesrepublik unter Adenauer erleichterte. Als „Spinne im Netz“ wird der „äußerst effiziente Kollaborateur“ Globke im Film zudem charaktisiert: Alles ging über seinen Schreibtisch, nichts ging ohne ihn. So war er maßgeblich für den Kontakt zur Organisation Gehlen zuständig, vormals „Abteilung Fremde Heere Ost“, die dann im BND aufging. Das gemeinsame Feindbild Kommunismus ließ das Misstrauen der US-Administration gegenüber Globke und gegenüber einem neuem deutschem Geheimdienst zunehmend in den Hintergrund treten, Adenauer konnte sich in der Causa Globke durchsetzen. „Causa“ – so auch Globkes Deckname bei der CIA – war ebenso Thema im Vorfeld des Eichmann-Prozesses, wovon der ebenfalls im Film zu Wort kommende Reinhard M. Strecker zu berichten weiß.

Schrieb Globke den ersten Kommentar und die Ausführungsver-
ordnungen für: Die Nürnberger Rassegesetze | © Bernhard Pflet-
schinger Filmproduktion Köln, Arte und WDR
Antikommunismus Antisemitismus Deutsche Zustände Holocaust Israel Kirchenpolitik Nationalsozialismus Postnazismus
Dokumentation – 55 min., D 2012
Film von Michael Kloft
Im Film werden unzensierte Amateuraufnahmen des US-amerikanischen Journalisten Julien Bryan mit den Stellungnahmen ausländischer Beobachter verwoben. Teilweise gelingt hier ein sehr intimer Einblick in die Alltagskultur der Deutschen während des Nationalsozialismus. Die Aufnahmen gelangten in die USA und waren Ausgangsmaterial für den 1938 angelaufenen Film „Inside Nazi Germany“.
„Und sie werden nicht mehr frei, ihr ganzes Leben“: Hier feiert die
Zukunft Deutschlands Geburtstag |© BR, Arte
Antisemitismus Filmgeschichte Kirchenpolitik Nationalsozialismus
Dokumentation – 53 min., F 2008
Ein Film von Barbara Necek
Anregender Film über die Entstehung und weltweite Verbreitung der „Protokolle“, die zur Explosion des globalen Antisemitismus einen entscheidenden Beitrag geleistet haben. Als Alternative zum Abspann wäre auch ein Schwenk auf die Frankfurter Buchmesse möglich gewesen. Und bei Malte Gebert kann man mehr zur eingangs beschriebenen Situation der breiten Rezeption der „Protokolle“ in Ägypten in Erfahrung bringen.
„Umma o Muerte“?: „Protokolle“ und „Tagebücher“ auf der Buch-
messe in Kairo | © Doc en stock, arte
Antisemitismus Barbara Necek Islamismus Kirchenpolitik Verschwörungstheorie
Dokumentation – 41 min., D 1994
Buch/Regie: Romani Rose, Michael Krausnick
Am Beispiel der Sinti-Kinder der St.Josephspflege in Mulfingen wird der Völkermord an den Sinti und Roma beschrieben. Ein Film des Dokumentions- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma.

Antiziganismus Kirchenpolitik Nationalsozialismus